Warum wurde die AP Kosmetik gegründet?

Der Beruf Kosmetiker/Kosmetikerin ist ein relativ neuer Ausbildungsberuf im dualen System, der erst seit dem Jahr 2002 ausgebildet wird. Vor dieser Zeit fand die Ausbildung zur Kosmetiker/in innerhalb eines völlig ungeregelten privatschulischen Ausbildungsangebots statt. Auch zurzeit gibt es dieses privatschulische Ausbildungsangebot noch, da es leider nicht genügend Ausbildungsbetriebe im Berufsfeld Kosmetik gibt. Die Kosten für den Besuch einer privatschulischen Einrichtung betragen durchschnittlich 4000 € und sind abhängig von der Dauer und Intensität der Ausbildung. Diese Kosten können jedoch nur von finanzkräftigen Absolventen getragen werden, so dass viele Interessenten von vornherein ausgeschlossen sind. Stipendien für ausbildungswillige bzw. talentierte Jugendliche gibt es nicht. Dieses bisher ungeregelte privatschulische Ausbildungsangebot hat zur Folge, dass es sehr unterschiedlich gut qualifizierte selbständige Kosmetikerinnen in der Wirtschaftsregion Bremerhaven und Bremen gibt.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich jede Kosmetikerin, unabhängig von ihrer Ausbildung, selbständig machen kann. Die Minimalanforderungen einer halbjährlichen Ausbildung ohne Zusatzqualifikation genügen. Einen Meisterzwang, wie in anderen Berufen, gibt es nicht.
Die Verordnung über die Berufsausbildung zum Kosmetiker/zur Kosmetikerin (vom 09.01.2002) sieht neben den Inhalten, die zum Ausbildungsberufsbild gehören, auch sogenannte Wahlqualifikations-einheiten vor, wie z.B. permanente Haarentfernung, Hydrotherapie, Visagismus, permanentes Make-up, Nagelmodellage, spezielle medizinische Fußpflege und manuelle Lymphdrainage im kosmetischen Bereich.
Diese Wahlqualifikationen haben laut Verordnung einen Umfang von 12 Wochenstunden im 3. Ausbildungsjahr und sollen im Betrieb unterwiesen werden. Da die derzeitigen Ausbilder/innen aber in verschiedenen privatschulischen Einrichtungen ihre Ausbildung absolviert haben und die genannten Wahlqualifikationen nicht zu ihrer Ausbildung gehörten, entsteht an dieser Stelle eine sogenannte Ausbildungslücke. Die in der Verordnung genannten Wahlqualifikationen sind bisher Weiterbildungsinhalte für Kosmetiker/innen gewesen, die nicht verpflichtend absolviert werden mussten.
Aufgrund der fortschreitenden Ausbreitung und Differenzierung des Angebots an gesundheitsbezogenen Dienstleistungen auch für die Region Bremerhaven besteht ein anerkannter und wachsender Bedarf an möglichst umfassend qualifizierten Fachkräften im engeren kosmetischen Arbeitsfeld (Kosmetikstudios, Parfümerien), aber auch an breit gefächerten gesundheits- und körperpflegenden kosmetischen Angeboten beispielsweise auf den Gebieten des Kur- und Gesundheitswesens, der Rehabilitation und sog. „Wellness-Einrichtungen“.

Die Situation der Ausbildungsbetriebe stellt sich wie folgt da:

Allein im Bundesland Bremen gibt es ca. 200 Betriebe, die für die Ausbildung von Kosmetikerinnen/Kosmetiker in Frage kommen würden, aber ein Ansprechpartner für die Betriebe fehlte. Aufgrund der nachträglich durchgeführten Berufsausbildung einer Berufsschullehrerin zur Kosmetikerin, der Zusage des Schulamtes und der Tatsache, dass der größte Teil der bis dahin Auszubildenden in Bremerhaven ausgebildet wurden, erhielten die Gewerblichen Lehranstalten im Jahr 2003 die Erlaubnis zur Einrichtung einer Landesfachklasse des Bundeslandes Bremen für den Ausbildungsberuf Kosmetiker/in.
Angesichts der wirtschaftlichen Gegebenheiten in dieser Region (überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote, insbesondere auch unter Frauen (mit und ohne Berufsausbildung), wenige Ausbildungsplätze in frauentypischen Berufsfeldern) und der oben bereits geschilderten Situation in den Betrieben kam es 2005 zu einer Stagnation der Ausbildungszahlen.
Zu dieser Zeit wurde außerdem aufgrund der angespannten Haushaltslage von Seiten des Schulamtes über eine Schließung dieser Landesfachklasse nachgedacht. In diesem Fall hätte eine Schließung nicht nur unsere Region betroffen, sondern das Bundesland Bremen insgesamt, da die Ausbildung Kosmetiker/in im nördlichen Teil der BRD nur noch an Berufsschulen in Hamburg und Hannover möglich ist.
In dieser Situation kam es am 01.08.2006 zur Gründung der Ausbildungspartnerschaft Kosmetik. Sie hatte und hat das Ziel, durch eine Ausweitung der Zusammenarbeit der Betriebe, Institutionen und Berufsschule Ausbildungsplätze zu schaffen, die Effizienz in der theoretischen und praktischen Berufsausbildung zu verbessern und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und Betriebe im Wirtschaftsraum Bremerhaven und Bremen zu steigern sowie den Schulstandort Bremerhaven zu sichern und auszubauen.